Dienstag, 6. März 2007

Zurück zur Website Ehepaar Kühr


Es ist immer wieder gut, wenn man eine Pause macht und dabei denken kann. Ich war heute morgen in den Reben, und nachher gehen wir zu zweit wieder hin.

Ich habe nun das neue Buch von Elke Seefried bestellt und bin gespannt, was da indirekt und direkt über Friedrich Kühr zu lesen ist. Das hat mich veranlasst, über diese Seite weiter nachzudenken.

Es ist der Gedanke an den politisch Verfolgten, an den offenen Widerstand gegen das Naziregim.
Wegen den Nazis musste Kühr nach Afrika flüchten,
wegen den Nazi musste er nach Östereich, kaufte dann
in Brasilien Gelände, um wiederum zu flüchten.
In seiner Zeit in Östereich schrieb er verdeckte Berichte in der Zeitung und rief zum Widerstand gegen Hitler auf. Es half nichts. Er wurde verhaftet und musste Dachau durchleben. Und nutzte diese Zeit aktiv für seinen religiösen Fortschritt. Hochachtung! Könnte ich dies auch in der lebensbedrohlichen Situation eines KZs, frage ich mich.

Andere Widerstanskämpfer wurden allein schon wegen dieses Kampfes berühmt; Denkmal gesetzt.
Friedrich Kühr hatte zusätzlich - als Sahnehäubchen sozusagen oder als "zweite Seite der Medaille" - seine starke, religiöse Seite.

Friedrich Kühr wird bisher wohl in den Geschichtsbüchern erwähnt, aber nicht als "ganze" Persönlichkeit gewürdigt.
Die einen reduzieren ihn auf seinen gesellschaftspolitischen Einsatz; andere reduzieren ihn auf seine beeindruckende Haltung am Ende seines Lebens.

Man vergisst noch zu leicht, dass beides zusammen gehört und dass hinter all den "Ergebnissen" eine Entwicklung, Selbsterziehung steckt.

Es wird Zeit, dass wir diese Persönlichkeit als Ganzes zu entdecken versuchen und in den Blick nehmen.

Die Frage drängt sich auf:
Wer kann sich mit diesem unbequemen "Leben" des Friedrich Kühr messen?
Wer bringt diesen Mut auf? Wer setzt so alles "auf eine Karte" wie er? Wer opfert dafür die Annehmlichkeiten des Lebens? Zu ihm - Friedrich Kühr - gehört wesentlich seine Frau, Helene Kühr. Wer nimmt so eine schwierige Partnerschaft ohne Brüche auf sich? Sie wurden gerüttelt und geschüttelt und haben bis zum Tod an ihrer Partnerschaft festgehalten. Nur zwei absolut starke Charaktere vermögen die auszuhalten. Und mit tiefer Verbundenheit zu beenden.

Jetzt wird Frühling. Die Osterglocken blühen. Vielleicht auch ein Symbol für die neue Sichtung dieser beider Leben.
J. Hug

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrtes Kühr-Team,
von Herzen danke ich Ihnen für das gesammelte und veröffentlichte Material zum Thema Ehepaar Kühr. Wir - unsere Gruppe - denken wie Sie, dass Friedrich Kühr selbst nur "halb"herzig gesehen wird und Helene Kühr bzw. die Partnerschaft der beiden vollkommen ausser Acht gelassen ist bisher. Wir wünschen uns sehr, dass Sie versuchen, den Spuren nachzugehen, vor allem auch im Blick auf das Miteinander der Ehepartner. Wenn man die heutige Scheidungsrate an das Durchhalten dieser Partner anlegt, kann man viel vom Ehepaar Kühr lernen. Und das wollen wir, weil wir eine Gruppe mit 5 Ehepaaren sind.

Mit freundlichen Grüßen
Gruppe "Für ein Ostermorgen des Abendlandes"

PS: Da gibt es doch Briefe aus Dachau von F.K. Uns fiel ein Briefausschnitt vom 24.1.1943 in die Hände, in dem steht "... Im übrigen galten meine Gedanken Helene, ihrem Glück, ihrem Leid. Aber auch um euch mache ich mir große Sorge wegen der ungewissen Zukunft. Sie wird so sein, dass wir nur auf Gott vertrauen können; und ER will ja auch, dass wir uns von allem lösen und nur auf IHN bauen..." Können Sie uns den gesamten Brief und vielleicht auch noch andere zukommen lassen? Wir wären Ihnen dankbar.

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrtes Kühr-Team,
auch wir haben solche Briefe-Schnipsel, die Friedrich Kühr in Dachau geschrieben hat. Bei unserem Schnipsel verwendet Kühr das Bild vom Wollgrasflöckchen und ist vom 6.2.1943:
... Im übrigen bitte ich zu Gott, dass auch in diesem Punkte nur sein Wille geschehen möge, mag das nun Leid sein oder Freude. Denn unser Wille soll vor dem Hauche seines hl. Willens sein wie ein Wollgrasflöckchen im Wind. Aus solch vorbehaltloser Hingabe an Gott und einem lebendig konkreten Vertrauen erwächst die Ruhe und Freude der Kinder Gottes. So bitte ich auch für Helene und für Euch alle. Solche Menschen erfordert die kommende Zeit; andere werden mit ihr nicht fertig, oder sie zerbrechen gar. Gebe Gott, was ER verlangt; dann möge Er verlangen was Er will ...
Auch wir bitten Sie um den gesamten Brief, denn: Teile sind gut. Das Gesamte ist besser.

Mit dankbaren Grüßen
Hervorkeles